Bildlich gesprochen vergleicht man die Wetterlagen der Natur mit den Emotionen des Menschen. Es wechseln sich u.a. Sturm, Wind, Regen, Hagel, Nebel, Nässe, Trockenheit, Sonnenschein und Hitze ab, soweit insgesamt ein Gleichgewicht besteht.
Menschen durchleben ebenso sämtliche „Wetterlagen“:
Wut, Ärger, Traurigkeit, Freude oder Angst wechseln sich ab. Soweit auch hier ein gewisses Gleichgewicht vorherrscht.
Alle Emotionen sind gut und wichtig. Sie sollten nur nicht stagnieren, Überhand bekommen oder fixiert sein.
In der traditionell chinesischen Medizin werden die Emotionen den verschiedenen Wandlungsphasen zugeordnet.
Wasser (Niere- Blase) | Angst |
Holz (Leber- Gallenblase) | Wut |
Feuer (Herz- Dünndarm) | Freude |
Erde (Milz- Magen) | Sorge |
Metall (Lunge- Dickdarm) | Trauer |
1. Angst
Die Angst sitzt in der Niere.
Die gesunde Angst hilft Grenzen setzen und schützt vor Gefahren. Nimmt die Angst überhand, greift sie die Essenz und die Lebenskraft an. Das kann sogar zu Substanzverlust führen.
Die Qi- Dynamik der Angst geht nach unten. Deshalb kommt es bei Angst auch in extremen Fällen zu unkontrolliertem Einnässen oder Einkoten, zu kalten Füssen oder wackeligen Knien. Andere Symptome sind z.B. Schwindel, Schlafstörungen, Nachtschweiß, schnelles und plötzliches Ergrauen, ein instabiler unterer Rücken oder schwache Beine.
Typische Redewendungen, die das Phänomen untermalen, sind zum Beispiel: „ich krieg vor Angst kalte Füße“, „ich mach mir vor Angst in die Hosen“, „mir rutscht das Herz in die Hose“ oder „es geht mir an die Nieren“.
Zu viel Angst lässt uns erstarren und macht uns schwer und klein.
2. Wut
Die Wut kommt aus der Leber. Zu viel Wut schadet der Leber.
Wie ein gewaltiger Sturm ein großes Chaos hinterlässt, so verhält es sich auch mit der Wut. Zu exzessiv ausgelebt, können große Schäden entstehen.
Es gibt die nach außen und die nach innen gerichtete Wut. Beide sind im Übermaß ungesund und können körperliche und seelische Schäden anrichten.
Typische Lebersymptome sind:
Migräne, Kopfschmerzen, Krämpfe, plötzlich aufsteigende Hitze, Muskelspannung, Zähne knirschen, Impulsivität, aber auch unkoordinierte Bewegungen oder Fäuste ballen. Herrscht dauerhaft zu viel Wut, können auch die Sehnen und Bänder angegriffen werden oder der weibliche Zyklus wird unregelmäßig und macht Beschwerden.
Das Qi der Leber steigt auf, der Kopf wird rot, der Betreffende schreit und reißt die Augen weit auf.
Ansonsten kann es auch zu Schlafstörungen oder Albträumen kommen.
3. Freude
Die Freude entspringt dem Herzen.
Freude äußert sich im Tanzen, Singen, beim Feiern, beim Laut sein, in Gemeinschaft, man sieht sie in der Kommunikation und der Offenheit. Ebenso zählen Alkohol- und Drogenkonsum, Sex und die Begeisterung für etwas dazu. Freude lässt das Qi frei fließen, sie entspannt und zerstreut es.
Zu viel Freude schädigt das Herz, es kann zu Unruhe, Schlafstörungen, Redefluss oder auch Suchtverhalten kommen. Zu wenig Freude macht unglücklich, führt zu Pessimismus und Müdigkeit.
4. Sorge
Die Sorge kommt aus der Milz.
Zu viel Grübeln erschöpft die Milz. Das Grübeln verknotet das Qi, es bleibt an einem Punkt und zirkuliert nicht mehr.
Die Milz macht die „intellektuelle Arbeit der Verdauung“. Nahrung und Gedanken werden von der Milz aufgenommen, transportiert und verarbeitet. Nützliches wird weitergegeben, Unnützes wird entsorgt.
Ist die Milz im Ungleichgewicht, kommt es zum typischen „Gedankenkarussell“, zu Schlafstörungen, Essstörungen oder Verdauungsproblemen. Denken ist die Verdauung von geistiger Nahrung.
Die Milz steht für das Denken.
Andere Aufgaben/ Emotionen der Milz sind Mitgefühl, Fürsorge, Einfühlsamkeit, aber auch der Zweifel, das Misstrauen, Mitleid und alle Arten von Verdauungs- und Essstörungen.
Massagen, Tuina- Behandlungen, Spaziergänge in der Natur und Gartenarbeit können die Verbindung zur Erde wiederherstellen.
Die Wut siegt über das Grübeln.
Sprich: Wird jemand wütend, nachdem er ewig über etwas nachgegrübelt hat, ist das sehr gesund! Wenn die Wut dann das Grübeln ablöst… Nach der Wut kommt im Wandlungsphasenzyklus dann die Freude usw.
5. Trauer
Das Herz möchte etwas nicht wahrhaben und nicht loslassen. Die Trauer gehört zum Element Metall, dazu gehören die Meridiane Lunge und Dickdarm.
Der Herbst ist die dazu passende Jahreszeit, die dem Gemütszustand der Trauer entspricht. Die Blätter verfärben sich, fallen ab, die Säfte aus den Pflanzen ziehen sich in die Wurzeln zurück, die Natur lässt Obst und Blüten los.
Der Dickdarm soll auch etwas loslassen, ebenso darf alter seelischer Müll entsorgt werden.
Trauer macht die Brust eng, bei Trauer schwindet das Qi. Zu viel Trauer schadet der Lungenenergie, es kann zu Asthma, Sinusitiden, Neurodermitis, Ekzemen, chronischer Obstipation oder Bronchitiden kommen.
Weiter Aspekte der Emotionen des Metalls sind Kummer, Bedrücktheit, Enttäuschung, Verzweiflung, Abschied, Verlust, Loslassen. Ein zu viel an Lungenenergie führt eventuell zu Egoismus, Rücksichtslosigkeit, Geiz, aber auch Unsicherheit wegen der Zukunft und Kontrollzwang.
Ein zu wenig an Lungenenergie hat eher Bezug zu Selbstwertproblemen, wenig Lebensinstinkt, zu Großzügigkeit und Selbstlosigkeit. -> Ausgeglichene Emotionen sind das Ziel, nicht eine der Emotionen zu unterdrücken.
Sie gehören zum Kreislauf dazu, wie die Jahreszeiten und das Wetter zur Natur. Nach einem Sturm kommt die Sonne, und nach der Wut die Freude!
Sollten die Emotionen nicht vergehen und eine fixiert bleiben, wenden Sie sich gerne an mich oder einen anderen TCM- Therapeuten!
In diesem Sinne: ein Hoch auf das Sturmtief!