Traditionell chinesische Medizin

Traditionell chinesische Medizin

Allgemeines

Einfach gesagt, bei der TCM geht es um das „Qi“. Dieses „Qi“ kann sinnbildlich etwa mit „Lebensenergie“ übersetzt werden.

Gesundheit gibt es nur, wenn der freie Fluss des „Qi“ gewährleistet ist und keine Blockaden oder sonstigen Störungen auftreten.

Typische Anwendungsgebiete:

Schmerzen und muskuloskelettale Beschwerden:
Schmerzsyndrome jeglicher Art (Kopfschmerzen, Migräne, Trigeminusneuralgie, Spannungskopfschmerz, Tennisarm, Ischias, Gelenkschmerzen, Wirbelsäulenschmerzen, Fersensporn), Arthrosen, Arthritis, Lumbago, Schulter-Arm-Syndrom, Karpaltunnelsyndrom, Tendinopathien, Achillessehnenentzündung

Innere Erkrankungen:
Allergien, Bronchitis, Asthma bronchiale, Atembeschwerden, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Tinnitus, Heuschnupfen, Obstipation, Diarrhoe, Reizdarmsyndrom, Colitis ulcerosa, Morbus Crohn, Reizblase, Harninkontinenz, Enuresis nocturna, Cystitis, Prostatitis, Impotenz

Neurologische Erkrankungen:
Interkostalneuralgie, Zosterneuralgie, Parästhesien, Lähmungen, Fazialisparese, Unterstützung bei Multipler Sklerose, Schlaganfall, Bandscheibenoperation

Gynäkologische Krankheitsbilder:
Zyklusstörungen, Dysmenorrhoe, Prämenstruelles Syndrom, klimakterische Beschwerden, Fertilitätsstörungen, Frigidität, Geburtsvorbereitung, Begleitung während der Schwangerschaft, Geburtseinleitung

Hauterkrankungen:
Akne, Urtikaria, Neurodermitis, Narben

Psychische und psychosomatische Störungen/ Suchterkrankungen:
Depressive Verstimmungen, Schlafstörungen, Erschöpfungs- und Unruhezustände, Begleitung bei Raucherentwöhnung

Es gibt in der TCM verschiedene Methoden, um das Gleichgewicht von Yin und Yang und den ungehinderten „Qi“- Fluss wiederherzustellen:

Akupunktur

Eine seit über 2000 Jahren angewandte Behandlungsform aus Fernost.

Mit Nadeln werden spezifische Punkte stimuliert, um das Qi bzw. die Körperenergie zu harmonisieren und um die Selbstheilungskräfte zu aktivieren.

Das Wort Akupunktur hat seinen Ursprung im Lateinischen und kommt von ACUS, die Nadel, und PUNCTIO, das Stechen. Grundlage der Akupunktur ist eine traditionelle asiatische Vorstellung vom Körper: Nach diesem Verständnis wird der Mensch von der Lebensenergie Qi durchflossen, und zwar in den Leitbahnen, den sogenannten Meridianen. Nur durch den steten Wandel, die Bewegung und das harmonische Zusammenspiel von Yin und Yang ist der freie Fluss des „Qi“ möglich.

Der Mensch ist gesund, wenn die Energie harmonisch fließt. Wird der Qi-Fluss aber gestört, was zum Beispiel durch Kälte, Wärme, falsche Ernährung oder psychische Faktoren geschehen kann, kommt es zu Beschwerden, Krankheit oder Schmerzen. Die Akupunktur soll diese Blockaden des Qi-Flusses beseitigen.

Mit Nadeln Blockaden lösen
Die Akupunktur regt körpereigene Regulationsmechanismen an und stellt sie wieder her. Die Selbstheilungskräfte werden stimuliert. Blockierte Qi-Energie kann wieder ungehindert fließen.

Jeder Akupunkturpunkt hat spezifische Funktionen und Wirkbereiche. Diese Punkte liegen meist auf den sogenannten Meridianen. Sie verlaufen über den gesamten Körper. Es gibt 12 Hauptmeridiane – oder auch Energiebahnen – mit 361 klassischen Akupunkturpunkten (Sonderpunkte und Sondermeridiane gibt es zusätzlich). Je nach Beschwerden bzw. chinesischer Diagnose werden Akupunkturnadeln entlang der betroffenen Meridiane gesetzt und das harmonische Energiegleichgewicht im Körper wird wieder hergestellt.

Ohrakupunktur

Das Ohr spiegelt den Menschen in Reflexzonen wider. Es können Punkte am Ohr genadelt werden, um Beschwerden am Körper zu behandeln.

Das ist oft sehr effektiv wegen der Nähe des Ohres zum Gehirn und dem dort befindlichen Schmerzzentrum.

Die Ohrakupunktur ist eine ganz eigenständige Therapieform. Im Ohr ist der komplette menschliche Körper im Kleinen abgebildet. Man löst eine Reaktion im Erfolgsorgan im Körper aus, wenn man im Ohr in der entsprechenden Zone einen Reiz- sprich hier: mit einer Nadel- setzt. Dieser Reiz bewirkt, dass bestehende Störungen wie Schmerzen oder Dysfunktionen von Organen gelindert oder behoben werden können.

Typische Beschwerdebilder, die gut auf Ohrakupunktur ansprechen, sind:

  • Migräne
  • Trigeminusleiden
  • Ischiasschmerzen
  • Allergien
  • Nikotinsucht

Guasha

Mit verschiedenen Schabern wird das Gewebe bearbeitet. Es ist ähnlich einer festen Massage.

Qi und Blut wird bewegt und Stagnationen lösen sich. Auch tiefsitzende Schmerzen können so gelindert werden.

Gua Sha ist eine Jahrtausende alte Tradition. Die Massage mit einem typischen Gua-Sha-Instrument (klassischerweise werden chinesische Porzellansuppenlöffel, abgenutzte Münzen, abgerundete Tierhörner oder Jadesteine verwendet) ist in Südostasien und der Chinesischen Medizin bereits seit Ewigkeiten als Heilmethode bekannt, um den Körper in Balance zu bringen.

Durch die besondere Behandlung der Haut mithilfe dieses Instrumentes können Schwellungen und leichte Schmerzen gelindert sowie der Blut- und Lymphfluss angeregt werden. Vor allem bei Muskelverspannungen kann die Massage eine Möglichkeit sein, um etwa Nackenverspannungen (z.B. durch zu viel Arbeit am Computer) zu lindern.

Die Massagetechnik ist einfach: Mit sanftem bis festem Druck wird über die Haut gestrichen, bis sie leicht rot wird. Gua Sha besteht aus wiederholtem Schaben auf der Haut mit einer abgerundeten Kante. Diese wird auf die Haut gedrückt und entlang der Muskeln oder der Meridiane bewegt.

Dieses Verfahren verursacht eine verstärkte Durchblutung in der Haut, wobei durchaus auch extreme Hautrötungen entstehen. Es dauert normalerweise 2 bis 4 Tage, bis diese wieder verschwinden. Je stärker die sogenannte „Blutstase“ (im Sinne der chinesischen Medizin) ist, desto stärker verfärbt sich die Haut. Typischerweise verspüren Patienten sofort eine Erleichterung und Veränderung.

Bereits der Name der Methode deutet auf die Wirkung hin, denn „Gua“ bedeutet reiben und „Sha“ steht für die danach entstehende Rötung der Haut.

Schröpfen

Die Schröpfgläser werden auf bestimmte Akupunktur- oder Schmerzpunkte gesetzt und mit Unterdruck wird dann das Gewebe angesaugt. So können überschüssige Energien ausgeleitet, Schmerzen gelindert sowie Störungen oder Blockaden gelöst werden.

Außerdem kommt es zu einer Mehrdurchblutung und der Stoffwechsel wird angeregt.

Das Verfahren ist nicht neu. Schröpf­therapien fanden vermutlich bereits schon vor rund 5300 Jahren in Mesopotamien statt. Und im alten Griechenland war die Methode so beliebt und anerkannt, dass Schröpfgläser sogar als Symbol für die ärztliche Kunst standen.

Diese Schröpfgläser werden direkt auf die Haut gesetzt und mit Hilfe von Unterdruck wird die Haut angesaugt. Dadurch erwei­­tern sich die Gefäße und die Durchblutung wird angeregt.

Hierzulande wird die Wirkung auch oft nach der Säftelehre aus der traditionell europäischen Medizin erklärt: Durch das Ansaugen der Haut, der Unterhaut und des Gewebes wird das gestörte Gleichgewicht der Körperflüssigkeiten und damit die Gesundheit wiederhergestellt.

In der TCM geht man davon aus, dass jemand krank wird, wenn sein Blut und das Qi nicht mehr frei fließen können. Das Schröpfen hilft, die Stasen und Blockaden in der Tiefe zu lösen. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass die Wirksamkeit des Schröpfens von Forschern in Studien festgestellt wurde:

Und zwar fanden sie eine stärkere Schmerzlinderung bei geschröpften Patienten im Vergleich zu nicht behandelten Probanden. Diese Ergebnisse zeigten sich zum Beispiel bei Rücken- oder Nackenschmerzen.

Früher wurde mit Kuhhörnern oder Bambusteilen geschröpft, heute mit Glas- oder Kunststoffschröpfköpfen.

Sie werden sowohl im Bereich von muskulären Verhärtungen aufgesetzt als auch auf bestimmte Akupunkturpunkte, wie z.B. auf Punkte für Magen und Milz oder auch der Lunge, um eine gezielte Wirkung auf die Organe und Funktionskreise zu erzielen.

Je nach Lage der Schröpfstellen wird über den sogenannten cutoviszeralen Reflex ein inneres Organ beeinflusst. Die Zuordnung der Organe zu bestimmten Arealen und Reflexzonen lässt auch Rückschlüsse auf belastete innere Organe zu, je nachdem, wo sich eine besonders auffällige Stelle beim Schröpfen zeigt.

So vereinen sich beim Schröpfen westliche und östliche Theorien (Akupunkturpunkte am Rücken und Zuordnung der Organzonen auch am Rücken).

Lokal entsteht durch das Saugen beim Schröpfen oft ein dunkler roter oder bläulicher livider Fleck, der einige Tage bleiben kann.

Moxa

Durch das Abbrennen von feinem Beifuß Kraut werden bestimmte Akupunkturpunkte gezielt erwärmt und stimuliert.

Die sogenannte Moxibustion bewirkt eine Stärkung und Harmonisierung des Körpers.

Die Moxibustion ist eine seit Jahrhunderten angewandte Heilmethode aus der traditionellen chinesischen Medizin. Zum Moxen verwendet man getrocknetes Beifußkraut. Das glimmende Beifuß-Kraut an ausgewählten Akupunkturpunkten reguliert den Fluss des Qi, aktiviert das Yang und regt nach der Vorstellung der TCM auch die Selbstheilungskraft des Patienten an.

Es gibt dabei verschiedene Möglichkeiten der Anwendung:

Die direkte Moxibustion
Dabei setzt man Moxa- Kegel oder kleinste reiskorngroße Moxakügelchen entlang der zu behandelnden Meridiane direkt auf die Haut, brennt sie an und lässt sie glimmen. Dabei kann beim sog. „Reiskornmoxa“ ein kurzer Pieks wahrgenommen werden. Dieser Effekt ist jedoch gewünscht. Beim Kegelmoxa wird vom Patienten nur eine Wärmewirkung wahrgenommen.

Die Moxa-Zigarre
In der Praxis verwendet man oft eine Moxa-Zigarre. Deren glimmendes Ende hält man über den zu behandelnden Akupunkturpunkt. So lässt sich der Wärmereiz sehr individuell dosieren und ist von den Patienten auch zu Hause selber anwendbar.

Klebemoxa
Das sind kleine gepresste röhrchenförmige Moxastifte, die innen hohl sind und unten eine Klebefläche haben. Diese werden auf bestimmte Akupunkturpunkte geklebt und dann angezündet. Das Klebemoxa brennt langsam ab und glimmt dann noch nach. Dadurch, dass das Röhrchen innen hohl ist, entsteht eine Sogwirkung und die Wärme kommt genau am gewünschten Punkt an. Das Röhrchen bleibt solange, bis der Patient eine gute Wärmewirkung empfindet.

Die Moxa-Nadeln
Die Kombination aus Moxibustion und Akupunktur. Hierbei wird eine Kugel aus Beifußkraut an einer Nadel angebracht. Das nennt man auch „heiße Nadel“. Mit dieser Technik ist eine sehr zielgerichtete Behandlung bestimmter Akupunkturpunkte möglich.

Indirekte Moxibustion
Dabei wird zwischen Haut und Moxakraut eine Ingwer- oder Knoblauchscheibe gelegt, im Bauchnabel wird oft auch auf einer Lage Salz gemoxt. Diese Schicht dient als Isolator und als Wärmeleiter, Ingwer und Knoblauch sind chinesisch gesehen wärmezuführend. Salz hat einen Bezug zu den Nieren und bringt gerade am Bauchnabel eine tiefe energetische Wirkung.

Moxibustion bei Beckenendlage
Das Moxen wird gerne zur sanften Wendung des Kindes aus der Beckenendlage bei Schwangeren angewendet. Die Stimulation eines bestimmten Akupunkturpunktes (am Kleinzeh) soll das Kind auf sanfte Art dazu bringen, sich im Mutterleib in die Schädellage zu drehen.

Die „Moxa-Lampe“
Für die Wärmeanwendung größerer Körperpartien gibt es die sogenannte TDP-Lampe oder auch chinesische Wunderlampe genannt.

Kernstück dieser Speziallampe ist eine Keramikplatte, die mit 33 Mineralien belegt ist. Die Infrarot-Strahlung wird durch die Mineralien so verändert, dass ein deutlich besserer Effekt als bei herkömmlichen Infrarot-Lampen eintritt. Die Keramikplatte erzeugt bestimmte elektromagnetische Wellen, die vom menschlichen Körper gut aufgenommen werden können. Die lokale Durchblutung und Entschlackung, sowie der Energiefluss werden gefördert.

Typische Anwendungsgebiete der Moxibustion

  • Beschwerden mit Bedürfnis nach Wärme
  • Beschwerden, die sich durch Wärme bessern
  • chronische Entzündungen der Blase
  • körperlicher Schwäche
  • Erschöpfungszustände